Die Peitsche – Wie, was, wo?

Das Wort "Peitsche" ist ursprünglich kein deutsches Wort, sondern wurde im 14. Jahrhundert aus dem Westslawischen entlehnt und ist je nach Ausprägung ein Schlaggerät, eine Schlagwaffe oder ein Kommunikationsmittel, das aus einem, an einem Stil befestigten schmalen Lederriemen oder Strick besteht.


Im heutigen Sprachgebrauch verdrängte das Wort Peitsche bereits auch weitgehendst das ursprüngliche Wort Geißel, welches im Bayerischen als Goaßl bezeichnet wird. Im Schweizerdeutschen ist das Wort Geißel jedoch noch gebräuchlich.

Den Griff einer Peitsche bezeichnet man als Peitschenstiel, Stock oder Knauf. Den Strick oder Riemen nennt man Peitschenschnur oder Schlag. Der Faden am äußersten Ende der Schnur heißt Treibschnur, Schmitze, Schnäpper oder Knallschnur. In der Schweiz ist auch die Bezeichnung Zwick üblich.

Zur Berührung kann die Peitsche mit Stock oder Schlag benutzt werden, denn geschlagen wird dabei entweder mit Stock oder Schlag. Ebenso kann die Peitsche geworfen, und so zum Erzeugen von Geräuschen wie Zischen oder Knallen verwendet werden. Eine Peitsche kann aber auch für optische Signale verwendet werden.


Wie entsteht der Knall bei einer Peitsche?


Bei korrektem Schlag, kann das Ende einer Peitsche auf Überschallgeschwindigkeit beschleunigt werden, was den "Peitschenknall" hervorruft. Der Knall resultiert dann aus der Bildung einer Schlaufe, welche sich mit steigender Geschwindigkeit auf das Peitschenende zubewegt, und beim Öffnen am Ende der Schnur, die Schallgeschwindigkeit überschreitet. Die Schnur erreicht dann im Scheitelpunkt der Schlaufe etwa doppelte Schallgeschwindigkeit und eine Endbeschleunigung in der Größenordnung der 50.000-fachen Erdbeschleunigung.


Wozu dienen Peitschen?


Verschiedene Peitschentypen dienten unter Anderem lange Zeit als Folter,- oder Bestrafungsinstrument. Daher rührt auch ihre Verwendung im BDSM-Bereich.

Desweiteren dienen Peitschen häufig als Kommunikationsmittel für die Dressur und Ausbildung von Tieren, wie beispielsweise von Pferden und Zirkustieren. Hierbei ist die kunstfertige Handhabung von Peitschen Bestandteil des Brauchtums sowie ein Teilbereich der Artisik und wird mitunter auch als Sport betrieben.

Peitschen dienen jedoch auch als Spielzeug, wie beispielsweise beim Peitschenkreisel.

In islamischen Ländern findet die Peitsche vor Allem im Strafvollzug noch immer als Züchtigungsinstrument im Rahmen der Körperstrafe Verwendung. In Europa wurde die Peitsche im Mittelalter und auch noch in der frühen Neuzeit eingesetzt, beispielsweise bei der Leibeigenschaft. In den USA wurden sogar noch im 19. Jahrhundert Sklaven mit Peitschen misshandelt. Und auch in der Zeit des Nationalsozialismus wurden in Konzentrationslagern Häftlinge mit Peitschen geschlagen.


Wo und wofür benutzt man welche Peitsche?


Als Arbeitsgeräte benutzt man zum Beispiel die australische Stockpeitsche, die Tretsche, die Wengerter Peitsche, welche vor Allem Weinberghütern als Arbeitsgerät nützlich ist, und die Bullenpeitsche. Die Bullenpeitsche ist eine einschwänzige Peitsche und wird im Englischen noch genauer unterschieden, nämlich zwischen der "Bullwhip" mit starrem Griff und der "Snakewhip" mit biegsamem Griff. Snakewhip´s zählen hauptsächlich zum Handwerkszeug von Cowboy´s, da sie aufgerollt und somit leichter verstaut werden können.

Die verschiedenen Peitschentypen, die als Schlaggerät oder Schlagwaffe gebräuchlich sind, sind zum Einen die Geißel, die Klopfpeitsche oder auch Riemenpeitsche genannt, und die "Neunschwänzige Katze".

Die Geißel diente dabei zur Züchtigung, und besteht aus einem Stiel mit mehreren Riemen oder Schnüren, an deren Enden sich Knoten oder Gewichte aus Metall befinden. Diese sind zumeist noch mit Widerhaken versehen, sodass sie die Haut des Gegeißelten stark verletzen.

Die Klopfpeitsche oder Riemenpeitsche wurde im deutschsprachigen Raum bis in die 70-er Jahre hinein zur Züchtigung von Kindern und Jugendlichen genutzt. Die mehrriemige Peitsche galt nämlich als besonders schmerzhaft. In Frankreich ist sie unter Anderem als Martinet bekannt.

Als "Neunschwänzige Katze" bezeichnet man eine Riemenpeitsche mit neun geflochtenen Tauenden. Sie diente beispielsweise zur Züchtigung in der Seefahrt. Noch heute verwendet man sie als Symbol und Schlaginstrument im BDSM-Bereich.

Als Kommunikationsmittel nutzt man hingegen die Voltigierpeitschen, die Longierpeitschen, die Fahrpeitschen und die Hetzpeitschen, die als Signalpeitschen für Schlittenhunderennen eingesetzt werden.

Als Sportgerät oder Bestandteil des Brauchtums zählt die Karbatsche, die Chlausgeißel, die Innerschweizer Geißel sowie der Peitschenkreisel oder Dildop und die Goaßl, welche am Ende oftmals mit einem Schnäpper versehen ist.

Die 9-Teile-Peitsche ist eine gebräuchliche Waffe für den asiatischen Kampfsport.


Einsatz von Peitschen im BDSM-Bereich


Im BDSM-Bereich setzen die "Top´s" oft Peitschen ein. Hier dienen sie sowohl zur Bestrafung wie auch zum Lustgewinn. Dabei kommen vor Allem die mehrschwänzigen Peitschen zum Einsatz. Eine Unterart dieser Peitschen nennt man auch "Flogger". Diese Modelle werden aus sehr weichen Materialien wie Lederstreifen, Wildlederriemen und Latex,- oder Kunststoffstreifen gefertigt. Die vielen Riemen erzeugen einen hohen Luftwiderstand und somit beim Auftreffen ein charakteristisches Geräusch. Oft werden sie mit drehbaren Gelenken zwischen Griff und Riemen hergestellt, sodass sie in kreisende Bewegungen versetzt werden können. Neben "Flogger" verwendet man häufig aber auch noch "Neunschwänzige Katzen".

Im Vergleich dazu erhöhen Singletail-Peitschen das Verletzungsrisiko wesentlich und kommen deshalb in der Regel erst nach langer Übung zum Einsatz.

Modellvariationen der "BDSM-Peitschen"


Im BDSM-Bereich gibt es unterschiedliche aber dennoch typische Modellvariationen, die sich je nach verwendetem Material und Machart erheblich in der Wirkung unterscheiden.

Selbst die Handgriffe trifft man hier schon in den unterschiedlichsten Ausführungen an. Sie reichen von klassischen aus Leder geflochtenen Modellen, über einfache Rohre oder Vollmetallgriffe, bis hin zu aus Gummi oder Silikon bestehenden dildoähnlichen Griff-Formen. Auch mit Silber oder Gold verzierte Peitschengriffe existieren bereits. Preiswertere Selbstbaulösungen basieren teilweise auf Fahrrad,- oder Motorradlenkergriffen.

Die Aufhängung der Riemen, genannt Tails, erfolgt dann entweder fest, wie bei klassischen Peitschen, oder es werden Steck-Gelenkverbindungen verwendet. Diese ermöglichen es nicht nur, die Riemen zu drehen, sondern mit einem Handgriff sogar die Riemenarten auszuwechseln.

Die Riemen der Peitschen werden im BDSM-Bereich aber nicht nur klassisch aus Leder, sondern aus fast allen möglichen Materialien hergestellt.

Beim Pferdehaar werden beispielsweise Teile eines Pferdeschwanzes am Handgriff angebracht. Ihre Schlagkraft ist zwar gering, aber durch die vielen hundert Härchen erzeugen sie einen feinen stechenden Schmerz.

Beim Gummi oder Latex sind am Handgriff häufig bis zu 30 Gummischnüre befestigt.

Bei den Ketten werden am Handgriff etwa zehn bis 30 dünne Ketten befestigt, welche auch, die aus den Badezimmern bekannten, Kugelketten sein können.

Bei den Gummischnüren befestigt man sehr viele dünne Schnüre am Handgriff. Diese sind sehr weich und daher eher den "Floggern" zuzuordnen.

"Frottee" ist vom Handtuch abgewandelt. Hierbei sind Griff und Tail aus Frotteestreifen geformt, die entweder sanft oder hart wirken, je nachdem, ob sie trocken oder feucht sind.


Was ist beim Einsatz von Peitschen im BDSM-Bereich zu beachten?


Beim Einsatz von Peitschen in der BDSM-Anwendung sind praktische Sicherheitsaspekte generell von entscheidender Bedeutung. Das sehr breite Spektrum unterschiedlichster Peitschenmodelle kann mitunter aber auch passendes Detailwissen aus den unterschiedlichen Gebieten wie Anatomie oder Physik erfordern, um die Session sicher und lustvoll zu gestalten. Beim Einsatz von Peitschen kann das motorische Können und das anatomische Wissen nämlich den Unterschied zwischen einer befriedigenden Session, einer äußerst unangenehmen Erfahrungen und schweren körperlichen Schäden ausmachen. Um also einen psychologischen "Absturz" des Bottoms frühzeitig zu erkennen und nach Möglichkeit zu vermeiden beziehungsweise um ihn nach einem solchen Absturz "aufzufangen", ist es wichtig, dessen Reaktionen einfühlsam zu verfolgen und entsprechend darauf zu reagieren.

Deshalb ist das "Aufwärmen" der betroffenen Körperregionen, zum Beispiel durch den gezielten Einsatz von Floggern, weit verbreitet. Durch das Aufwärmen wird nämlich die Durchblutung besser gefördert und somit das Verletzungsrisiko reduziert. Ohne ausreichende Kenntnisse und Können besteht daher sowohl für "Top" als auch für "Bottom" ein stark erhöhtes Verletzungsrisiko, das von offenen Wunden über Augen-, Ohren,- und Organverletzungen bis hin zu Knochenbrüchen reichen kann.

Fazit


Wer also auch mal die Peitsche schwingen will, sollte sich vorher gründlich informieren, welche Peitsche er für welchen Zweck einsetzen will, und wie er damit umgehen muss.

In diesem Sinne: Lasst es knallen! - Aber nicht zu sehr. Denn ein altes Sprichwort lautet ja bekanntlich: Zuckerbrot und Peitsche, ganz nach dem Motto: "Gehorche mir und ich werde Dir Gutes tun, widersetzt Du Dich mir, wird dir Böses widerfahren."

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